Ein Tag am Meer

Das Ende des Urlaubs naht und aus diesem Grund sollte es noch einmal ans Meer gehen. Mal wieder Vueltas, La Playa und ein wenig schlendern am Hafen (rote Krebse & bunte Boote) und am Strand. Ein letzter Besuch bei A&S inklusive Verabschiedung brachte schon ein wenig das Ende des Urlaubs näher als einem lieb wäre.

Schon bei der Abfahrt von der heimischen Hütte merkte man auf der Straße rege Betriebsamkeit. Radfahrer quälten sich den Berg hinauf und Busse schoben sich im zehn minütigem Rhytmus durch die Insel. Ein Kreuzfahrtriese, beladen mit englischen Touristen macht im Hafen bei Vueltas fest und veränderte schlagartig das Gesicht des Ortes. An der kleinen Kirche entstand ein Minimarkt und Folklore sowie El Silbo (die einheimische Pfeifsprache) Darbietungen wurden zum Besten geboten. Die neuen Gäste fielen auf und es war ebenso auffällig das die lokalen Geschäfte nicht viel Profit aus diesen Besuchern ziehen konnten.

Den Aufruhr hinter uns gelassen, zog es uns noch einmal zu dem Strand hinter dem Hafen. Bei der Marienstatue mit der Euphorbia kanariensis inklusive Früchten ging es gleich rechts zum Strand. Ein Fuß noch einmal in das kühle Naß getaucht und ein Eis ließen das klassische Urlaubsfeeling aufkommen. Damit noch nicht genug. Wir kehrten mal wieder beim deutschen Bäcker in Vueltas ein und Kaffe, Tee und Kuchen hielten das Urlaubsgefühl am Leben. Keine Hektik, kein Wandern – nur entspannen.

Kurz vor La Playa musste auch dieser schwarze, meist steinige Strand aufgesucht werden. Der Wind frischte auf, so wie es bereits den ganzen Tag im Valle zu spüren gewesen war. Der Entschluß den Strand zu verlassen stieg in uns empor, wenn da nicht wieder die Botanik gewesen wäre. Mesembryanthemum crystallinum, das Kristallkraut, versetzte uns in einen kleinen Fotorausch und ließ uns für einen kurzen Moment die kühle eisige, salzwassergeschwängerte Luft vergessen. Das Mittagsblumengewächs, welches nicht wirklich weit verbreitet ist, blühte inmitten der Schutthalden der Gemeinde vor dem Strand von La Playa. Eine Augenweide die außer uns wohl mal wieder kaum einer wahrgenommen hatte.

Zurück in der Casa wurde noch ein Text für das Gästebuch verfasst und ein wenig Leckereien beim Supermercado des Vertrauens erworben. Mit dem Einkauf einhergehend gab es noch mit zwei Gomeros ein typisches „Gespräch“ unter Einsatz von Händen und Bruchstücken der spanischen Sprache.

Mittlerweile ist es fast acht Uhr und seit Stunden pfeift der Wind wie verrückt durch das Tal und bring hin und wieder „Rebel“ mit sich. Ich nenne es einmal Rebel – eine Mischung aus Regen und Nebel. Die Temperaturen dürften mittlerweile unter 15 Grad liegen und der Aufenthalt auf der Terasse ist nicht mehr so gemütlich wie noch am ersten Tag. Die Hausmaus ließ sich blicken, den Geckos scheint es aber definitiv zu ungemütlich zu sein.

Alles in allem ein erholsamer Tag mit schönen Erlebnissen.

Alternativprogramm

Der Plan war es mit einem Boot zusammen mit A&S nach Los Organos zu fahren. Eine kurze Erklärung. A&S sind die beiden mit denen wir uns das Taxi vom Flughafen Tenerifa bis zum Fähranleger geteilt hatten. Beide sind schon mehrfach hier gewesen, sehr nett und sympatisch und zudem, so wie wir, noch nie bei Los Organos gewesen. Es folgt die zweite Erklärung. Los Organos sind Basaltsäulen die im Norden der Insel an der Küste aus dem Meer ragen. Von Land aus ist es so gut wie unmöglich diese Säulen zu sehen. Wie aus meinem ersten Satz bereits hervorgeht war es ein Plan. Leider musste der Organisator die Tour absagen, da mit kräftigem Seegang zu rechnen war.

Also musste ein Alternativplan her. Die Idee: mit den beiden mehr oder weniger unkoordiniert über die Insel fahren. Einziger fest geplanter Punkt sollte der Mirador De Abrante bei Agulo sein. Miradore gibt es viele, aber der hier ist etwas besonderes. Ein Glasquader ragt als Aussichtsplattform über die Felsen. Glasquader bedeutet in diesem Fall das der Boden ebenfalls aus Glas ist. Nicht jedermanns Fall, aber spannend.

Wir fuhren also erstmal nach Vueltas zum obligatorischen und schon fast traditionellen Brötchenkauf. Anschließend ging es zum Hafen um die letzten Minuten vor dem Treffen noch mit dem Beobachten des Treibens im Hafenbecken, dem Strand und den Hafenanlagen auszufüllen. Pünktlich hatten wir A&S eingesammelt und es ging nun direkt via Las Hayas und Juego De Bolas zu dem Glasmirador. Ein fantastisches Wetter überraschte uns bereits beim Durchfahren des Lorbeerwaldes. Kaum Nebel und viel Sonne. Sehr ungewohnt, da es doch meist neblig ist. Das Wetter hielt bis zu dem Glasmirador und die Aussicht war grandios. Man konnte bis nach Tenerifa sehen und selbst der Teide verschwand nicht in einem Nebel und Wolkenschleier. Der Ausblick ließ die besondere Glaskonstruktion schon fast zur Nebensache werden. Dennoch war es ein spaßiges Erlebnis in diesem, nennen wir es einmal Glaskasten, zu stehen. Man muss aber auch sagen das nicht jeder Gast seine Freude daran hatte. Manche rutschten auf dem Boden herum, teils aus Sorge teils aus Interesse an der Konstruktion. Ein anderer bugsierte seine Frau über den Korridor, in der Annahme ihr etwas gutes zu tun. Die Arme war total verängstigt und musste nach zwei Metern wieder zurück in das vermeindlich sichere Gebäude.

Es folgte eine kurze Pause inklusive genießen des Moments. 🙂

Der Rückweg zog uns über Vallehermoso und Arure, vorbei an der  Kreuzung von Epina. Die Kreuzung ist ansich kein erwähnenswertes Element, wenn dort nicht noch eine Besonderheit zu finden wäre. Eine „basaltische Intrusion in verwitterter Vulkanasche“ (Jager, 2012) befindet sich hier leider fast direkt in der Kurve. Einen Parkplatz für Geologiebegeisterte gibt es leider auch nicht. Es bleibt also nur das semi legale slow motion Abbiegen um ein Foto zu machen.

Wieder im „heimischen“ Valle Gran Rey angekommen, setzten wir den Entschluß um, noch ein Abendessen einzunehmen. Ein lokales Fischrestaurant mit gomerischen Spezialitäten und einem kaum in Worte zu fassenden Sonnenuntergang, rundete diesen sehr schönen Tag ab. Danke an A&S, die maßgeblich in die Gestaltung des Tages involviert waren!

Einem lokal bewanderten und eventuell aufmerksamen Leser mag die Menge der Aktivitäten an diesem Tag recht minimal erscheinen. Soweit richtig. Wir starteten in Vueltas gegen 13:00 Uhr. Dies ist der eine Grund für den recht „kurzen“ Tag. Der andere Grund war eine „Top Secret Mission“ die wir eingeschoben hatten. Ein kleiner Exkurs zu einem fast mystischen Ort der hier auch keine Erwähnung weiter finden soll. Nur so viel: Es war schön, es war bunt, es war atemberaubend was hier an Schönheit durch die Natur geboten wurde. Genau dies ist auch der Grund warum dieser fragile Ort ein Geheimnis bleibt, es keine weitere Ortsbeschreibung oder Fotos gibt und warum wir auch hoffen das keiner diesen Ort finden wird.

Bachwanderung & Echsen

Ein wenig mehr Sonne bringt Wärme. Soweit klar. Für unsere Echsen auf der Terasse heißt es Vitalität und ist ausgesprochen wichtig. Aus diesem Grund haben sich die kleinen Racker in den letzten Tagen rar gemacht und waren am heutigen Tage hingegen munter auf der Terasse und dem angegliederten Beet unterwegs. Eine nicht näher bestimmte Art und diverse Gomera Kaisereidechsen (Gallotia caesaris gomerae) hielten uns auf Trab und forderten es regelrecht ein Fotografiert und gefilmt zu werden. Es wäre eine dumme Formulierung zu sagen wir hätten dadurch Zeit verloren, aber alles in allem hatte sich der Tagesablauf ein wenig verschoben.

Erst gegen Mittag sind wir aufgebrochen um den Wasserfall bei El Guro in Augenschein zu nehmen. Genauer gesagt betraten wir den Weg bei Casa Del Seda, so wie ich es vor ein paar Tagen bereits angetestet hatte. In den meisten Wanderführern wird es aber als der Wasserfall bei El Guro angepriesen, da hier ein weiterer Pfad zu dem besagten Wasserfall beginnt. Bereits auf dem Weg zu dem beginn des Pfades gab es Meisterwerke des gomerischen Landbaus zu bewundern. Es waren Zwiebel und Kartoffelfelder, die mit einer geschickten Bewässerungstechnik, die an die der asiatischen Reisfelder erinnerte, ausgestattet waren.

Ein paar Treppen in das Lavagestein gehauen machten den Anfang. Es folgten seichte, aber steinige und mitunter feuchte Wege die entlang eines Bachlaufes führten. Vorbei an dem spanischem Rohr durchschritt man das nach Süden ausgerichtete Tal teils in der Sonne, mal im Halbschatten und selten auch im Schatten. Alles in allem sehr angenehm zu laufen und vom Klima her für jedermann ideal.

Nach einigen hundert Metern trafen wir auf die „Bar Ranco“. Keine Bar im klassischen Sinne. In einer Vertiefung des Baches lagen Getränkedosen und auf einem großen Felsen wurden wunderschöne  Anhänger angeboten. Handgefertigt und überdacht mit dem bereits erwähnten spanischen Rohr. Leichte Parallelen zum Bambus sind vorhanden. Wir kauften etwas und kamen schnell mit der Frau hinter der „Theke“ ins Gespräch. Knappe vierzig Minuten verplauschten wir über Botanik, Tierschutz und Hühner.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, dauerte es kaum weitere fünf Minuten bis zur nächsten Begegnung. Uns kam ein Paar entgegen und der Mann sah auf meine Talco T-Shirt, grinste und sagte: cooles Shirt. Nach einer anfänglichen Irritation, kamen wir kurz ins Gespräch. Sie erzählten das sie die Band in Bielefeld gesehen hatten, so so 😉

Der Weitere Weg bis zum Wasserfall verlief ohne größere „Zwischenfälle“. Es sei nur zu erwähnen das uns viele Wanderer aus diversen Nationalitäten und mit unterschiedlichsten Charakteren entgegenkamen. Es war quasi Rush-Hour im Tal. Dies war nicht schlimm, da eigentlich fast der gesamte Gegenverkehr freundlich Grüßte.

Hier ein kleines Video vom Wasserfall bei El Guro. Einfach mit der Maus in das Bild klicken, linke Taste der Maus festhalten und ein wenig umsehen:

Nach diversen hunderte Meter trafen wir endlich auf den Wasserfall. Eine ausgewaschene Felsschlucht mit überragender Akkustik präsentierte das herabfallende klare Wasser. Es fehlte unserer Meinung nach nur noch El Condor Pasa – live, gespielt auf einer Pan Flöte. Den Wasserfall ausreichend abgelichtet, gefilmt und bestaunt sowie dem Verzehr von etwas Wasser, trollten wir uns wieder davon und traten den Rückweg an. Geht man den gleichen Weg ein weiteres Mal, aber in der entgegengesetzten Richtung, dann fallen einem zwangsläufig andere Dinge auf. So war es auch bei diesem Weg. Wir fanden Pflanzen, die wir vorher so noch nicht wahrgenommen hatten. Das Pendelstroh war eine davon. Es sieht aus wie ein Rhipsalis, ist aber kein Kaktus. Ein weiterer Vertreter den wir näher in Augenschein  war das spanisches Rohr. Es bildete Rhizome die seines gleichen suchen und es ist unglaublich stabil. Zwischenzeitlich musste es auch als temporäres Stativ der Marke „Eigenbau“ herhalten.

Ein ganz besonderer Vertreter des Reiches der Pflanzen war die Euphorbia kanariensis. Das nach Süden ausgerichtete Tal, ein Abzweiger des Valle Gran Rey, sorgte mit den vielen Sonnenstunden für ausreichend Wärme für diese nicht ganz anspruchslose Pflanze. Einige Exemplare trugen Knospen und Blüten und ließen mich dementsprechend wie von einer Tarantel gestochen mit dem Fotoapparat umhertänzeln. Ein fantastischer Anblick. Dunkelrote Blüten!

Eine letzte Begegnung auf dem Rückweg war ein kleines Malheur von einem schweizer Paar. Die Frau, bekleidet mit unpassendem Schuhwerk rammte sich ein wenig Pflanze in den zarten Fuß. Wir konnten mit einem Sagrotantuch ein wenig zur Erstversorgung beitragen. Jeden Tag eine gute Tat – mindestens – immerhin wollte ich ja auch noch kochen. 😉

 

Zu Hause angekommen gab es ein feines Mal aus lokalem Landbau. Im Anschluss daran endete der Tag so wie er begann – mit Echsen. Diesmal unsere beiden uns bereits bekannten endemischen Gekkos, Tarentola gomerensis. Heute ließen sie sich ein wenig Zeit mit ihrem erscheinen, was vermutlich auf die eilige Luft und die leicht abgesenkten Temperaturen zurückzuführen wäre.

Es war alles in allem mal wieder ein schöner Tag und zudem ein ausgeprochen erholsamer.

Lorbeermärchenwald

Die erste Amtshandlung des Tages: tanken. Das hieß wir mussten ersteinmal zum Strand runter, volltanken, um dann wieder in die andere Richtung in die Berge zu fahren. Am Strand waren es knappe 25 Grad, wir wollten aber in die Berge zu den 10 Grad. Klingt komisch, aber am Strand gibt es einfach zu wenig Pflanzen als das man hier seinen Tag verbringen könnte. 😉

Über Arure und Barraquillo führte uns die perfekt asphaltierte Hauptstraße bis nach Las Creces. Hier hatten wir eine Tour durch den Nebel-Lorbeerwald (Laurisilva) geplant. Der Wald ist bekannt für seine mit Moosen und Bartflechten überwucherten Stämme, sowie den stetigen Nebel der durch den nordöstlichen Passatwind hineingedrückt wird. Es ist ein uralter Wald der unter Schutz steht und durch äußerst wenige menschliche Eingriffe verletzt wurde. Einige Wanderwege stehen gut ausgeschildert und markiert zur Verfügung. Andere Möglichkeiten den Wald zu passieren gibt es auch nicht, da es ein Urwald im klassischen Sinne ist. Totholz liegt ebenso wie abgeknickte Bäume herum und alles bleibt natürlich sich selbst überlassen.

Die Atmosphäre hat etwas mystisches. Wabernde Nebelschwaden, hin und wieder ein Vogelgezwitscher, ansonsten gespenstische Stile und manchmal nur ein zarter Hauch frischer Höhenluft. Wie von Geisterhand wedeln die Moose und Flechten an den Bäumen und entledigen sich in unregelmäßigen Abständen einiger Tropfen des kühlen Naß, welches dauerhaft an ihnen haften bleibt. Von Zeit zu Zeit öffnte sich ein Spalt in den Wolken und in dem Nebel, so das man das Gefühl bekommt irgendjemand hätte das Licht eingeschaltet. Nach Sekunden ist es meist wieder vorbei und man wandelt im Dämmerlicht des Waldes. Beim Laufen fallen einem so einige Parallelen aus der Filmwelt ein die in dieses Szenario wunderbar passen würden: Der Wald von Fangorn der die Ents im „Herrn der Ringe“ beherbergt oder der Film „The Fog – Nebel des Grauens“.

Die botanischen Besonderheiten in diesem Wald sind der haarige Hauswurz, Kanarischer Schneeball, Kanarischer Efeu, Zistrose, Maulbeerblättrige Brennessel (Böse!), Flechten, Moose, Farne, Pilze sowie natürlich der Lorbeer. Letzterer war mitunter sogar mit roten Früchten behangen.

Das Fotografieren in dieser Umgebung ist für jeden Laien eine absolut grauenvolle Erfahrung. Wenig Licht und teils schwierige Gegenlicht Situationen. Langzeitbelichtungen scheiden aus und langes Herumfuchteln mit dem Gerät sollte aufgrund der stets herunterfallenden Tropfen vermieden werden. Ein Microfasertuch bedeckte fast durchgehend die Kamera.

Nach einigen Stunden versuchten wir uns aus dem Bann des Waldes zu befreien und kehrten zurück über Las Hayas und  Arure nach Valle Gran Rey. Die Temperaturen stiegen nun von zehn Grad auf deutlich über zwanzig.

Nach einem kurzen Verschnaufen und einem wärmenden Tee, ging es wieder nach Vueltas. Brötchen beim deutschen Bäcker kaufen und ein paar T-Shirts als Souvenirs. Nach dem Pflicht Teil folgte die Kür. Wir fuhren nach La Playa, auf die andere Seite der Bucht und suchten das Avenida auf. Eine nette Pizzeria mit fantastischem Ausblick auf die Bucht mit dem schwarzen Lavasand. Nach einem spanischen Reisgericht und einer Pizza gingen wir frisch gestärkt zu dem allabendlichen Spektakel, welches sich keine 100 Meter von dem Restaurant entfernt am Strand abspielt. Jeden Abend treffen sich hier zum Sonnenuntergang Menschen die auf Trommeln spielen sowie ein Artist der Allerlei spannende Dinge mit Fackeln und Feuertöpfen macht. Wer hier wen begleitet oder untermalt, kann man sich aussuchen. Nachdem der Hut herumging, verließen wir den kühler werdenden Strand und machten uns mit dem Auto wieder auf in unsere auf 326 Metern gelegene Hütte.

Auch dies war ein ausgesprochen guter Tag. (Mal abgesehen von den Bauarbeitern auf dem Nachbargrundstück.)

Das Netbook das tapfer sämtliche Reisen bislang überlebt hat, fängt so langsam an sich zu verabschieden. Laden ist nur noch sporadisch möglich und ich rechne bald täglich damit das ich es nicht mehr nutzen kann. Sollte also plötzlich kein Bericht mehr folgen, dann kann es durchaus den banalen Grund haben das die Technik versagt hat.

El Drago De Agalan

Wer nun Fabelwesen oder Drachenartige Echsen erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Aber fangen wir den Tag von vorne an. Das frühe Aufstehen scheiterte bereits um satte zwei Stunden. Es lag vermutlich an den Lavendel Blüten die ich unter dem Kopfkissen deponiert hatte. Es riecht hier halt viel intensiver als zu Hause.

Nach eine späten Frühstück und dem Verpacken der Geräte, machten wir uns mit dem Wagen aus dem Valle Gran Rey in Richtung Norden auf. Über Arure ging es zunächst bis Los Barranquillos. Ab hier ging es quer durch den Nebel des Lorbeerwaldes im Garajonay Nationalpark. Der Nebel war sehr dicht und die Sichtweiten fielen teilweise auf unter 50 Meter. Auch die Temperaturen fielen: acht Grad war der Teifststand dieses Tages. Die Straße schlängelte sich in einem stetigen Wechsel von Links- und Rechtskurven auf einem Niveau von etwas über eintausend Metern über NN. Kurz hinter dem Alto De Garajonay (1487 Meter) führte uns die Straße bei Pajarito gen Süden. Direkt in das trockenste Gebiet von la Gomera. Schon bei der Abfahrt merkte man das es anders war als im heimischen Valle Gran Rey. Der erste Stop erfolgte allerdings schon bei Imada, welches sich noch in einer Höhe von über 800 Metern befindet.

Bei Imada angekommen merkte man schnell das man nicht der einzige war der an diesem schönen Sonntag gern ein wenig durch die Botanik schlendern wollte. Apropos schlendern. Dies ist eher unsere Fortbewegungsart, sofern man den Zeitangaben der Wanderführer glauben schenken darf. Eine ambitionierte Tour hört nach der Ansicht der Autoren erst dann auf wenn man blutige Füße hat. Vielleich sind diese Wanderführer auch einfach nicht führ Norddeutsche geschrieben?!

Wir bewegten uns also ein wenig die Straße aufwärts zu dem Beginn des Weges zum El Drago. Ein zirka achtzig Zentimeter breiter Steinpfad, welcher aus groben Geröll sehr schön gelegt war. Zumindest am Anfang. Später sollten Stufen folgen, die offensichtlich für Menschen ab 185cm Körpergröße konzipiert waren. Dennoch war der Abstieg recht angenehm. Kanarischer Hafer, Opuntien, weißer Natternkopf und viele andere schöne blühende Pflanzen säumten den Weg. Einige Höhenmeter später konnte man ihn sehen: El Drago (Dracena draco). Die Schrittfolge nahm an Tempo zu und man versuchte schneller zu dem Ziel zu gelangen. Nach jeder Haarnadelkurve des Pfades dachte man sich: gleich bin ich da. Einer der täglichen Irrglauben denen man verfällt wenn man hier zu Fuß unterwegs ist. Einige Kurven später stand man dann vor ihm. Ein mächtiger großer, stattlicher, gesunder und wunderschöner Baum. Man schätzt das er 13 bis 14 menschliche Generationen überlebt hat. Das wären über 400 Jahre. Dies und auch das massive Vertrauen in die menschliche Vernunft dürfte der Grund gewesen sein warum man dieses Wunderwerk der Natur eingezäunt hat und ihm, fast schon respektvoll, ein Plateau gemauert hat, von dem aus der kurzlebige Mensch diesen altehrwürdigen Baum bestaunen darf. Es folgten unzählige Fotos. Unterschiedliche Himmelsrichtungen, verschiedene Einstellungen der Kamera, mit allen verfügbaren Kameras. Man mag es verrückt nennen, aber irgendwie sind solch alten Pflanzen auf ihre eigene Weise faszinierend.

Nachdem man sich dabei ertappte in eine Art Fotorausch zu verfallen, stellte man lieber, bevor es jemand merkte, das fotografieren ein. Wir zogen davon und ließen El Drago hinter uns – in der Hoffung das er noch viele Jahre dort stehen bleiben wird.

Der Hunger nagte und Durst war ebenfalls ein großes Thema. Wir wollten einen angemessenen Ort für eine Pause und schlugen den Rückweg zum Wagen ein. Auf dem Weg entdeckte man weitere Kostbarkeiten wie zum Beispiel das blühende stattliche Aeonium (Aeonium appendiculatum). Es heißt auf deutsch wirklich so und ich muss zugeben das es der Pflanze gerecht wird, der Name aber nicht wirklich glücklich gewählt ist. Mit einer Größe, inklusive Blütenstand, von ungefähr fünfzig Zentimetern ist es in der Tat recht stattlich und zudem auch wunderschön.

Als wir uns „endlich“ von den botanischen Kostbarkeiten getrennt hatten, folgten wir meinem Vorschlag und fuhren weiter. Vorbei an Alajero in Richtung Playa Santiago – direkt an den Atlantik. Unzählige Kurven führten uns durch ein scheinbar vertrocknetes Tal.

Unten angekommen waren es auf Meeresniveau schließlich knapp über dreißig Grad. Eine Parkbank direkt am Strand, zwischen der Marina und der Promenade, sollte für ein Mittagessen herhalten. Wasser, ein Nussmix und Müslibrötchen vom deutschen Bäcker aus Vueltas ergaben mitsamt dem fantastischen Ausblick, der Temperatur und der salzigen Seeluft eine perfekte Mittagszeit.

In Anbtracht der Lage das mehr als eine Stunde Rückweg vor uns liegen sollte, machte wir uns relativ zeitnah wieder auf den Weg und passierten dabei den einzigen Flughafen der Insel. Hier landen Propeller Maschinen von dem Flughafen Tenerifa Nord.

Mit den Gedanken noch nicht einmal vom Strand gelöst, stand kurz hinter Playa Santiago ein Mann, der seinen Daumen heraushielt. Wir hörten hin und wieder davon das Menschen hier so reisen und nahmen ihn kurzentschlossen mit. Frei nach dem Motto: Jeden Tag eine gute Tat! Es stellte sich heraus das er seit dreißig Jahren hierher kam und ständig Ausflüge machte ohne den Rückweg akribisch zu planen. Bus oder per Anhalter, irgendetwas sollte schon klappen.

Es gab zahlreiche Informationen zu der Insel und ihrem Verlauf über die letzten drei Jahrzehnte. Die Zeit bis nach Valle Gran Rey verflog wie im Flug und selbst der Regen zwischendurch sowie der noch dichtere Nebel machten die Unterhaltungen noch spannender, da diese Dinge immer gleich mit in die Unterhaltungen einfloßen.

Unser Mitreisende sollte nach La Playa und deshalb machten wir einen kleinen Umweg und brachten Ihn nach Hause. Immerhin erzählte er uns das er in den letzten dreißig Jahren noch nicht einmal zu spät zum Essen gekommen wäre.

Zu Hause angekommen waren wir wir freudig überrascht und glücklich wie gehaltvoll dieser Tag wieder gewesen ist und wie der tag mal wieder durch Unerwartetes bereichert wurde. Zur Belohnung gab es ein Malzbier und ein ökologisch total unsinniges aber leckeres Leffe Bier aus Belgien zum Essen.

Ein guter Tag!