Der letzte Abend sollte „nur“ ein Besuch im LORCA mit einem guten Essen sein. Gut im Sinne von groß und viel – nur so als Ausgleich für die Entbehrungen der letzten zwei Wochen. Wir aßen reichlich mit guten Getränken und wir wussten das es später Musik geben sollte. Leider ist es nun so, das die Straßen von Santa Cruz zu später Stunde nicht die Sichersten sind und wir deswegen vorerst beschlossen hatten, auch aus reiner Vernunft heraus, das es im Hellen zurück geht.
Es kam irgendwie anders. Der Teller leerte sich und die ersten Musiker enterten das Lokal. Allen voran Leonardo Angel. Er stellte sich später als der Schlagzeuger von Carlos Fischer heraus. Leonardo, ein Musiker mit Witz, Charme, viel Lebensfreude und Humor, baute eine Weile alleine auf und so langsam gesellte sich drei weitere Herren in schwarz dazu. Links und rechts des Drum-Sets wurde gebaut und gebastelt sowie etliche weitere Kabel verlegt. Zwischenzeitlich entschuldigte sich der Drummer für seinen „Lärm“ und machte einige Späße die allmählich das Interesse weckten und zugleich die Kommunikation förderten. Bis zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar was dort entsteht oder welche Musik zum Besten geboten werden würde.
Erst der erste Soundcheck ließ erahnen was es wird. Allerfeinster Fusion Jazz. Ich wurde ganz hippelig und hätte so etwas nie in Bolivien erwarten. Wie ungerecht von mir. Immerhin gibt es überall auf der Welt Musiker. Es gab nun nur noch wenige Alternativen: bis zum ersten Song warten und gehen oder das Konzert hören und „einfach“ ein Taxi nehmen. Die zweite Möglichkeit war das Mittel der Wahl um den Abend und auch die Reise gebührend ausklingen zu lassen.
Als die Band „Carlos Fischer Power Quartet“ (CD von Carlos Fischer bei Amazon) loslegte, war es ein absolutes Gewitter an Sound. Ein fein abgestimmtes Fusion Jazz Arrangement das in Nuancen an die Herren de Meola, de Lucia oder Mc. Laughlin erinnerte. Zeitweise rockig und eine Brise Santana machten es wirklich zu einem Genuss. Eine kleine Gästeschar machten es zu einem fast schon familiären Ereignis und ließen einen die gewünschte Bestellung nach einem kühlen Getränk vergessen.
Nach dem Konzert sollte es wieder in das Hotel gehen. Immerhin war es spät und die Vernunft hat diesmal (zum glück) nicht gesiegt. Mit Händen und Füßen, sowie kleineren Fragmenten an spanisch wurde ein Taxi bestellt. ViruViru-Taxi gab es nicht, dafür aber einen entfernten Bekannten der Chefin des Lorca. Ein wenig später wurden wir dann auch prompt abgeholt und direkt zum Hotel gefahren. Es war eines dieser unzähligen Taxis aus Santa Cruz, welches wahrscheinlich durch reines anschreien auseinander gefallen wäre. Die Federung war so gut wie gar nicht existent und jeder deutsche TÜV Prüfer hätte wahrscheinlich spontan einen Schlaganfall bekommen. Erschreckend war nur, das um kurz nach zwölf alle Straßen im Zentrum leer gefegt waren. Die Entscheidung ein Auto zu nehmen, auch wenn es ein wenig desolat wirkte, war absolut richtig.
Der Abend fand den Abschluss und man ging, trotz der Gewissheit eines Abfluges am nächsten Tag, mit einem glückseligen Lächeln in das Bett.
Eine kleine Hörprobe von Carlos Fischer gibt es bei Soundcloud:
