Archiv des Monats: November 2015

Muchas Gracias Bolivia!

In den vergangenen drei Wochen gab es unendlich viele Pflanzen und ebenso ein tolles, buntes, heißes, kaltes, trockenes, feuchtes und freundliches Land zu entdecken. Vielen Dank Bolivien!!!

Es gab Highlights und auch leider unschöne Dinge. Aber, wie heißt es so schön: Wenn einer eine Reise macht, dann hat er was zu erzählen. Jede Strapaze war es unterm Strich wert und wurde mit etwas Schönem wieder ausgeglichen.

IMG_2890

Ein letzter Spaziergang in das Zentrum führte uns noch einmal zum Cambio, in eine Geschäft mit schön verzierten Hemden und zu guter Letzt zu einer äußerst netten Dame, die an ihrem Handwagen frisch gepressten Orangensaft anbietet. Wieder zurück im Hotel wurde dann alles soweit flugtauglich verpackt, der Flug bestätigt und ein weiß-blaues ViruViru-Taxi für Morgen organisiert.

Am Abend wird, so der Plan, noch ein fantastisches Abendmahl folgen.

Kultur und Religion

Der vorletzte Abend in Santa Cruz brachte wieder einmal ein leckeres Essen mit sich. Auf dem Weg zum Lokal gab es noch ein wenig Kultur mit örtlicher Musik. Parallel deutete alles auf ein größeres Ereignis hin. Was es genau war, hat sich einem nicht wirklich erschlossen. Fersehteams sammelten sich auf dem zentralen Platz und die Menge an Guardia Municipal häufte sich. Erst während des Essens vernahm man den Klang einer Blaskapelle. Von der Neugier getrieben musste ich kurz nachsehen und es gab eine Prozession mit einer Marienstatue. Warum und welcher Anlaß – keine Ahnung. Es war aber alles in Allem eine sehr schöne Atmosphäre in dem Zentrum so dass man noch eine Weile das Treiben beobachten musste.

Zurück im Hotel sollte es noch einen Campo de Solana geben. Ein Rotwein aus Tarija mit dem Geschmack eines Portweins. Leider gibt es hier irgendwie keinen Korkenzieher.

Abschied, Hitze und Erholung

Nachdem der Donnerstag zwischen 35 und 40 Grad hatte, war die Nacht bei immer noch großer Hitze, der hohen Luftfeuchtigkeit und rund vier Stunden Schlaf ein wenig zermürbend. Man fühlte sich beim erwachen ein wenig wie Dörrobst.

Eine kalte Dusche und ein sehr langes Frühstück brachten wieder etwas Lebensenergie. Nach dem Frühstück wurde noch einmal Geld getauscht und etwas eingekauft. Gegen elf Uhr haben wir dann wehmütig Willy verabschiedet. Die gemeinsame Zeit war sehr intensiv und machte den Abschied nicht einfach.

Eine weitere Tour in die City folgte und ein nicht ganz so günstiges Mittagessen wurde aus purer Vernunft eingenommen. Es waren immer noch die Ereingnisse der letzten zwei Woche die spürbar ihre Folgen hinterließen. Alle Anstrengungen waren dennoch nichts, verglichen mit den den tollen Erlebnissen und Eindrücken.

Das Wetter in Santa Cruz ist auch heute sehr heiß. Die Zeit nach dem Essen verbrachten wir dementsprechend, so wie wohl die meisten Menschen in dieser Stadt, in der kuscheligen Atmosphäre einer Klimaanlage. Achtundzwanzig Grad erachteten wir für eine angemessene Temperatur während der Mittagszeit.

Kaktus-Stammtisch in Santa Cruz

Der erste Tag nach unserer Mordstour durch Bolivien in Santa Cruz de la Sierra. Es begann hier und endet hier. Unser dringend erforderliches Erholungsprogramm wird nun starten. Der 27. November lässt uns auf tolle Momente, phantastische Pflanzen und ein unglaubliches Land zurückblicken. Dennoch gibt es keinen Grund sich hängen zu lassen: Aufstehen um 6:00 Uhr und dann Frühstück mit Willy.

Anschließend ging es noch einmal in das Zentrum. Der Erwerb von regionalen Kochbüchern stand auf dem Plan. Einmal regionale Rezepte und ein Buch über Kartoffelrezepte. Immerhin sind wir im Mutterland der tollen Knolle. Ein wenig Shopping war auch noch drin: Kekse, Malzbier und etwas Süßes.

Nach unserem kleinen Spaziergang ging es an das Sichern aller Daten. Das was unterwegs nicht fertiggestellt wurde wurde auf eine externe Festplatte kopiert. Letztere wurde wiederum auf eine weitere Platte gespiegelt. Klingt paranoid, aber in Anbetracht der Mühen und der Strapazen die man für die Erstellung der Bilder auf sich genommen hatte, will man hier kein Risiko eingehen. Bei zirka 800 Bildern pro Tag dauerte es ein wenig 😉

Das Sichern noch nicht einmal ganz beendet, meldete sich der Körper und setzte klare Signale für eine Auszeit. Die Augen fielen zu und für die nächste Stunde waren alle Funktionen auf Stand-By.

„Frisch erholt“ sollte es Abends noch ein letztes Mal mit Willy in ein Restaurant gehen. Quasi ein Abschiedsessen. Immerhin geht am Freitag sein Flug zurück nach Buenos Aires. Unser Vorschlag war das Lorca. Dies ist eine sehr empfehlenswertes, modernes Lokal. Hin und wieder gibt es hier auch abends Musik. Die Küche ist einfallsreich und die Getränkepalette scheint an die Bedürfnisse der wenigen Touristen angepasst zu sein.

Gegen halb acht machten wir uns also auf den Weg in das Lorca und die drei bisherigen Akteure der Reise hatten noch keine Ahnung zu dem weiteren Verlauf des Abends und waren überdies hinaus auch ohne Erwartungshaltung, da der vorherige Tag noch jedem in den Knochen steckte. Im Lorca angekommen war das erstaunen groß: einen Tisch neben uns ließen sich bereits Martin L. (GB) und Mats W. (S) die Vorspeise schmecken. Wir waren sehr überrascht. Nachdem wir die beiden bereits auf dem Hinflug vor uns sitzen hatten und wir feststellten das wir ähnlich Ziele verfolgen, trafen wir sie nun noch am letzten Tag vor ihrer Abreise in dem von uns ausgewählten Lokal zufällig wieder. Wir begrüßten uns herzlich, fasten den Entschluss den Abend gemeinsam zu verbringen und schoben zwei Tische zusammen. Also saßen dort nun ein Argentinier, ein Schwede, ein Engländer und zwei Deutsche und erzählten sich wie alte Abenteurer ihre Erlebnisse der letzten zwei Wochen. Die beiden aus England und Schweden hatten knappe 3200 Kilometer hinter sich und waren in erster Linie offensichtlich auf Sulcorebutia-Tour. Wir hatten übrigens über 3800 Kilometer und unser höchster Punkt lag bei über 4500 Metern. Dies ist aber nicht so wichtig; es war ja kein Wettbewerb.

Zurück zum gemütlichen Teil des Abends. Wir speisten königlich und es gab Wein und Bier. Während des Essens tauschten wir Informationen zu den Straßen und den Pflanzenstandorten aus. Es war sehr interessant und einige Informationen verhalfen uns gegenseitig zu neuen wichtigen Erkenntnissen. Leider konnte man sich nicht so viel merken und auch nicht so viel schreiben. Es wurde viel gelacht und die Geschichten über vergangene Reisen der Anwesenden waren nicht weniger interessant als die aktuellen Ereignisse. (Amüsant war es auch als ich ihnen erzählte das ich mit John Carr in Cochbamba gesprochen hatte. Er war gerade parallel auf der Suche nach Escheveria. Das ganze wurde durch die BCSS gesponsort.) Zu späterer Stunde gab es noch etwas Musik einer lokalen Jazzband. Alles in Allem ein schöner und wirklich toller Abend!! Nach einer nicht weniger herzlichen Verabschiedung musste man diesen zufälligen Abend noch ein wenig auf der Terasse bei einem Huari sacken lassen.

Aiquile/Santa Cruz in 16 Stunden

Manche Wege dauern einfach länger. Der Weg von Aiquile nach Santa Cruz de la Sierra (26.11.) war ein solcher.

Angefangen hatte es mit einem wunderschönen Standort von S. mentosa vor den „Toren“ von Aiquile. Vielmehr als dies und eine schrecklich schöne und merkwürdig konstruierte Kirche hatte der Ort auch leider nicht zu bieten.

Nachdem „abfotografieren“ der Pflanzen hatten wir uns leider ein wenig mit dem nächsten Waypoint verhaspelt und die dort vermutete S. albissima leider nicht gefunden. Als Entschädigung gab es dann nach ein wenig Schotterpiste die wunderschönen Sulcorebutia swobodae. Die Pflanzen sahen auf den ersten Blick aus wie Grasbüschel und der eigentliche Körper war kaum auszumachen. Einige Pflanzen hatte prächtige Blüten, die leider von kleinen fiesen Ameisen abgetragen wurden. Fast schon tragisch komisch war der Anblick von umherlaufenden Blütenblättern. Mit ihren riesigen Mandibeln wurden in windeseile die Blüten zerlegt und in den Ameisenbau abtransportiert.

Der weitere Weg sollte uns direkt nach Santa Cruz führen. Auch das hört sich wieder sehr einfach an. Nach Aiquile kommen erst einmal 110 Kilometer extrem nervtötende Schotterpiste. Diverse Kilometer nach Aiquile sah ich im Rückspiegel etwas was so nicht sein durfte. Dort wo der Reifen hinten links seine Runden drehen sollte, sah ich ein Gebilde welches eher einem dieser komischen Wedel in der Waschstraße glich. Der Reifen war komplett zerlegt und Aufgrund der ständigen Ruckelei hatten wir es leider nicht sofort bemerkt.

IMG_1534

Ein sofortiger Stop war nötig und wir versuchten ersteinmal bei über vierzig Grad die Situation zu überblicken. Kein ADAC und kaum Fahrzeuge die einem weiterhelfen könnten. Der Plan: Reifen abnehmen und den Ersatzreifen festschrauben. Danach weiterfahren. So einfach ist es, wie man sich vielleicht denken kann, nicht gewesen. Den Reifen zu lösen ist eine einfache Kraft-Frage und durchaus machbar. Nun musste der Ersatzreifen noch unter dem Fahrzeug abmontiert werden. Hierzu hatte Toyota eine tolle Idee: Man steckt drei Stangen ineinander und fädelt sie am Heck in einem kleinen Loch ein. Nach zirka 60 Zentimetern sollte man, so in der Theorie, den Haken am Ende irgendwo einführen, die Stange drehen und somit den Reifen, welcher an einem Stahlseil hängt, ablassen. Nach ein wenig Gefummel war es erfolgreich und zum Vorschein kam ein Ersatzreifen ohne Luft. Willy hielt also den nächsten Truck an. Dieser sollte ihn mitsamt dem Reifen zurück zum nächsten Ort bringen. Dort gab es eine Gomeria. Dies ist ein Geschäft welches mit primitivsten Mitteln versucht Reifen zu reparieren. Die Gomeria war geschlossen, aber Willy fand einen anderen Truckfahrer der ihm in diesem Ort den Reifen mit Luft füllte und ihn dann sogar wieder zu uns zurück brachte. Wir waren derweil übrigens damit beschäftigt das Auto und die Sachen zu bewachen und nicht auszutrocknen. Da die Koffer ja auf der Straße standen, hatten wir diese schnell in Müllsäcke gepackt und in den Schatten unter den Truck geschoben. Zur Erklärung: Wagenheber und Gestänge waren unter den Sitzen der Rückbank und deswegen mussten wir den Wagen ausräumen. Nun kam die Hebeaktion. Der Wagenheber war für solch einen Truck zu klein. Wir waren ausgesprochen kreativ und hieften den Truck erst ein wenig hoch, packten Steine unter die Achse und buchsierten dann den Wagenheber mit Steinen unterfüttert erneut unter den Wagen. Dann wurde der Wagen angehoben und der Reifen montiert. Zwischenzeitlich bretterten diverse Trucks vorbei und hüllten uns in besten bolivianischen Staub ein.

Vorerst konnte es weitergehen. Im nächsten Ort wurde eine Gomeria gesucht die unseren Hinterreifen mit weiterer Luft versorgte. Anschließend wurde bei irgendeinem wildfremden ein neuer Reifen für diverse Bob gekauft. Damit ging es dann wieder zur Gomeria und der gute Mann zog diesen Reifen auf die bereits zerbeuelte Felge. Nun waren wir gerüstet für den weiteren Weg. Über 200 Kilometer lagen noch vor uns. Die ersten Kilometer waren nicht schlimm, nur holperig. Die Angst im Nacken des es ein weiteres Mal passieren könnte fuhr mit. Der Anblick von zerrissenen und aufgeschlitzten Reifen am Wegesrand war für die Motivatione keine große Hilfe. Unzählige Reifen lagen neben der Straße herum.

Das unausweichliche kam als nächstes: es wurde Dunkel. Das Auswärtige Amt rät hierzu: „Nächtliche Überlandfahrten sollten vermieden werden.“ Überfälle, Tier, Betrunkene auf der Straße etc. – es gibt viele Gründe. Bis auf die Überfälle haben wir auch fast alle gesehen. Zum Glück wurde niemand verletzt. Man muss dazu sagen das die Straßen schlecht beleuchtet sind und teilweise die Tiere auf der Straße liegen. Die gesamte Zeit saß ich auf dem Beifahrersitz, hielt nach Gefahrenquellen Ausschau und sehnte mich nach Koffein in größeren Mengen.

Nach sechzehn Stunden kamen wir in Santa Cruz an – ohne Frühstück, Mittag und Abendessen. Die Ernährung des Tages bestand aus Vitaminpillen, Bananen, Keksen und Wasser. Das Abendessen, ebenso wie das Sichern der Daten entfiel. Säubern und komatös auf eine Matratze fallen war die letzte Amtshandlung des Tages.

Resultat des Tages: die gesamten schwarzen Klamotten haben eine lehmige Farbe abgenommen, es gab einige Bilder (Wir hielten sogar zwischendurch für eine Quiabentia, einen G. pflanzii und Weingartia spec. an. Spaß muss sein.), die Finger und der Rücken schmerzen vom Reifenwechsel und der Abenteuerfaktor war extrem groß.