Alles außer U-Boot

Wer hätte gedacht das man sich nach dem Besuch einer so schönen friedlichen Entschleunigungsinsel ein wenig Geschwindigkeit wünscht. Kurz gesagt: die Rückreise war ein wenig schleppend, nervenaufreibend und zäh.

Was war passiert? Um 3:50 Uhr klingelte der Wecker. Im Turbogang wurde geduscht und ein Tee getrunken. Zackig den Wagen beladen und dann ab auf die Straße. La Gomera bei Nacht mit dem Mietwagen als nicht wirklich Ortskundiger ist eine kleine Herausforderung. Die ersten Kurven kennt man zwar noch aber der „Angstgegner“ war eher der eventuell zu erwartende Nebel in der Höhe ab 800 Metern. Glücklicherweise war die Situation aber recht entspannt und mit voller Aufmerksamkeit auf die Straße und die Kurven war es nach 70 Minuten geschafft. Zu Spät kommen war keine Option, zumal es am Wochenende nur zwei Fähren morgens und zwei Fähren abends gibt. Verpasst man die Fähre, dann verpasst man den Flug.

Rechtzeitig am Fährterminal in San Sebastian De La Gomera angekommen blieb noch genug Zeit das Auto zu kontrollieren, den Tachostand zu notieren und in aller Seelenruhe den Schlüssel bei PAE in den Briefkasten einzuwerfen. So einfach würde ich es mir in Deutschland auch einmal wünschen. Anschließend wurden die Tickets gekauft und dann hieß es auf die Fähre warten. Die Wartezeit konnte man dann mit Nachforschungen verbringen: wo gibt man den Koffer ab (Ein Kastenwagen fährt die Koffer der Gäste auf das Schiff. Die Gangway ist wieder mit diversen Treppen bestückt.) und wo kommt man wie auf das Schiff. Prinzipiell nichts Wildes, wenn man aber noch ein wenig übermüdet ist, dann schon. Die Abgabe der Koffer findet man übrigens, wenn man den Terminal an der Rückseite verlässt, auf der linken Seite. Im Zweifel sonst immer den anderen folgen. 😉

Die Fähre brauchte eine Stunde (sieben bis acht Uhr) und es war am Morgen doch recht angenehm hier ein wenig am Achterdeck durchzuatmen. Mal abgesehen von den Abgasen des Schiffes, war es schöne klare Morgenluft und der Ausblick auf das Meer ließ die Urlaubsgefühle, die während der Autofahrt verloren gingen, wieder aufleben. Einzig der Anblick der Insel brachte eine wenig Bitterkeit in den Morgen. Die Entschädigung folgte aber umgehend durch den Anblick einer kleinen Gruppe Delfine die auf der Jagd nach dem morgendlichen Fischfrühstück waren. 

In Los Cristanos angekommen, ging für uns als La Gomera-Ersttäter wieder die Suche nach dem Kastenwagen mit den Koffern los. Alles wirkte etwas chaotisch und unstrukturiert, klärte sich dann aber relativ schnell wieder auf. Die Koffer waren gefunden und es kam das nächste Auto an diesem Morgen: ein Taxi für 25 Euro zu dem Aeropuerte Tenerife Sud. Die sechszehn Kilometer erschienen einem irgendwie schneller als auf dem Hinweg, dies war aber nur eine Illusion. Keine Illusion hingegen waren die schönen Früchte der Euphorbia canariensis die wir in der Landschaft sehen konnten. Auf La Gomera hätten wir sie wohl auch im Süden gefunden, wenn wir ein wenig länger gesucht hätten.

Um 15:35 Uhr sollte der Flieger nach Hamburgo aufbrechen. Dies hieß eine Aufgabe der Koffer war ab 13:45 Uhr möglich und es galt bis dahin ein wenig Zeit totzuschlagen oder auch zu nutzen. Mit zunehmender Warterei wünschte man sich allerdings einen Ruheraum ohne Geräusche. Das Warten wurde mit Lesen, Essen und ein wenig Nachkram versüßt. Über die Preise sollte man nicht nachdenken, letztendlich weiß man es ja eigentlich vorher das es am Flughafen keine ALDI Preise gibt.

Die Kofferaufgabe und das einchecken verliefen im Flughafen recht zäh und ein Fortschritt war mitunter kaum zu erkennen. Es ist halt Teneriffa. Das Schlimmste kam aber noch: die unglaublich schwachsinnigen und willkürlichen „Sicherheitskontrollen“. So manch einer mit einer einzigen Kamera durfte das gesamte Handgepäck ausbreiten, ich hingegen, beladen voller Elektronik, bin fast unkontrolliert durch die Kontrolle gelaufen – vorbei an den quatschenden und völlig gelangweilten Mitarbeiter des Grenzschutzes. Es ist nicht nachvollziehbar, beziehungsweise erklärbar, wie ein solche Kontrolle einem das Gefühl von Sicherheit geben soll. Nach dem Ausziehen, kam das Anziehen und die nächsten Gängeleien. Man möge doch bitte seine Sachen nehmen und sich bei dem Tisch am Ende des Kontrollbereiches ankleiden. Nur zu blöd bei zwei Händen, zwei Armen und drei Kisten die man befüllen sollte. In der Annahme das es nun ein wenig strukturierter ablaufen würde, ging es zum Bus (das Verkehrsmittel hatten wir heute noch nicht) der uns zu dem Flieger von Germanwings bringen sollte. In gemächlichem Tempo dümpelte der Bus auf unser Flugzeug zu und…..Überraschung: fuhr daran vorbei. Er umrundete noch einmal den Flieger, wohl um wirklich sicher zu sein ob es das richtige Flugzeug ist? Vielleicht auch um den Gästen noch einmal die Koffer zu zeigen? Man weiß es nicht und wir werden es wohl auch nie herausfinden. 😉

Es folgten zwanzig Minuten Warterei in einem warmen Flieger und etwas mehr als über fünf Stunden in dem selbigen. Ich persönlich muss ja sagen das es schon etwas mit mangelndem Anstand zu tun hat, wenn man den Fluggästen in einem recht überhitztem Flugzeug bei über fünf Stunden kein Wasser anbietet. Man durfte es aber erwerben. Für ein Schnäppchen von 3,50€ (!!!) für einen halben Liter. Reines H2O, kein Danziger Goldwasser!

In Hamburg angekommen, sollte der „Spaß“ fortgesetzt werden. „Hier spricht ihr Kapitän. Liebe Fluggäste, wir haben zwar eine Gangway, aber noch keinen Bus. Eine Anfrage nach einer zweiten Gangway und dem Bus läuft bereits.“ Es entbehrte nicht einer gewissen Komik das man weitere Zeit in diesem Saunaflieger verbringen durfte. Nach ein wenig Warten kam eine zweite Gangway und ein Bus. Der Bus hielt nun aber hinten am Flugzeug und die Gäste die vorne ausstiegen wurden angewiesen, dort nicht einzusteigen. Mir war so als hätte ich es nicht gehört und ich leistete Widerstand. Es kam der Punkt an dem man wirklich gern nach Hause wollte, auch wenn man Fernweh zu der Urlaubsinsel verspürte.

Die Abholung des Koffers verlief zu meiner Überraschung ohne Zwischenfälle. Man fängt ja doch an sich ein wenig seinem Schicksal zu ergeben, so wie ein Karnickel vor einer Schlange. Irgendwie wird das Fliegen aber auch immer unangenehmer. Nicht sicherer, aber unangenehmer und zeitaufwendiger.

Nun aber zu etwas schönerem. Keine fünf Minuten vor dem Terminal 1 gewartet, kam auch schon der Shuttle Bus von Holiday Park Plus. Am Lenkrad saß der gleiche freundliche Fahrer wie auf der Hinreise. Stets ein Späßchen auf den Lippen. Bei dem Parkhaus angekommen, war die Freude groß das Auto unbeschadet vorzufinden. Es verblieb nur ein wenig Restmißtrauen und Sorge das die Batterie leer wäre oder ähnliches passieren könnte. Dem war nicht so und wir verließen, völlig übermüdet und eigentlich nicht wirklich fahrtauglich, das Parkhaus in Richtung Autobahn.

In Richtung Autobahn ist soweit richtig, aber nicht auf die Autobahn. Die war nämlich gesperrt. Quasi das letzte Bonbon des Tages. Latent frustriert von diesem Tag, wurde kurzerhand das Handy zum Navi mutiert und eine Alternativroute gefunden. Man wußte, man ist wieder im Land der Horizonte: Baustellen und Lichtergeflacker auf der Autobahn. Baustelle an Baustelle.

Gegen Mitternacht erreichte man dann doch noch, schon fast gegen der eigenen Erwartung, das traute Heim. Begrüßt wurden wir vom Duft eines Amorphophallus konjac, einem wunderschönen Aronstabgewächs. Leider erinnert der Duft sehr arg an verwesende Kadaver und das gesamte Haus war voll damit. Der Rest des verbliebenen Tages bestand aus Lüften, Räucherkerzen und kollabieren auf der Couch.

Wir fassen zusammen: der Urlaub war fantastisch und die Rückreise eher nicht. Hier müsste man noch ein wenig nachbessern, da man im Hinteren Drittel des Hirns bereits die nächste La Gomera Reise ausbrütet.

Vielen Dank an die fantastische Insel, alle Akteure die diese Reise mitgestaltet haben (Der freundliche Herr aus dem Supermercado, E.O., A&S etc.) und auch an die Mitleser zu Hause.

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